Villa Karlstein

„Dem Gedenken an den hochgeachteten Herrn Angelo Comini, welcher dem Glauben, der Liebe und der Wohltätigkeit lebte. Er starb in seiner Heimatgemeinde Artegna. Er ließ Spuren seines Wirkens in seiner Familie und in seinem Lande zurück. Geboren am 13. September 1839, gestorben am 16. Mai 1916“

Grabinschrift Angelo Comini

Name:  Angelo Comini

geboren: 13. September 1839 in Artegna/Friaul – Italien

gestorben: 16. Mai 1916 in Artegna/Friaul – Italien

Eltern: Pietro Comini und Domenica Andreussi

verheiratet mit: Maria Duria

Kinder: fünf Tochter und ein Sohn mit Maria Duria

ein unehelicher Sohn mit Elisabeth Promok

Blick auf Comini-Bauten

Wer war dieser Angelo Comini, der die bauliche Gestaltung Bad Gasteins stark beeinflusste. Angelo Comini wurde am 13. September 1839 in Artegna/Friaul – Italien geboren. Als Hilfsarbeiter arbeitet und lernt er bei Baumeister Valentino Ceconi in Salzburg. Sein Wissen und Können erweitert er beim Salzburger Architekten Josef Wessiken in Salzburg. 1879 kommt Comini nach Bad Gastein. Er gründet hier mit Josef Wessiken 1926 eine Baufirma. Angelo Comini beschäftigt vorwiegend Arbeiter aus seinem Heimatland Italien. Bis 1914 beschäftigt er durchschnittlich 300 bis 400 italienische Saisonarbeiter. Der eheliche Sohn sowie die Schwiegersöhne sind ebenfalls in die Firma eingebunden, der Sohn tritt in die Fußstapfen des Vaters und wird Architekt, ein Schwiegersohn arbeitet als Bauzeichner, weitere Schwiegersöhne sind als Arbeiter beschäftigt. Angelo Comini war sozial eingestellt und sicherte so die Existenz seiner Kinder. Auch die im Jahr 1970 abgerissene Wandelhalle wurde von Angelo Comini erbaut. Sein Baustil ist einzigartig, spaziert man die Kaiser Franz Josef-Straße hinunter in den Ort, so wird man belohnt mit einer Comini-Villa nach der anderen.

Villa Hubertus

Eine Comini-Villa – die Villa Hiss – steht am Anfang der Erzherzog Johann-Promenade und keine 50 m nach dem Ortsschild. Skurill, diese Villa beherbergt seit Jahren im unteren Bereich eine Table-Dance-Bar.

Viele Gebäude wurden von Angelo Comini saniert oder in Regiegemeinschaft mit anderen Architekten bzw. Baumeister neu gebaut. Das Hotel Weismayr, die Alte Post, das Haus Austria, die Brückenerweiterung über die Gasteiner Ache, das Grand Hotel De l’Europe um hier die bekanntesten Gebäude zu nennen. Auch die Villen Hubertus und Karlstein für die Herren Karl und Peter Straubinger gehören dazu. Auch das Hotel Straubinger trägt die Handschrift Comini’s. Zu meiner Verwunderung – und bei genauerer Betrachtung offensichtlich – wurde auch das Hotel Mozart von Angelo Comini gemeinsam mit dem Hofgasteiner Architekten und Baumeister Eduard Lindner errichtet.

Casino Bad Gastein – Grandhotel de l’Europe

Richtet man den Blick vom Ortszentrum hinauf Richtung Stubnerkogel bleibt man am zwischenzeitig neu renovierten Hotel Salzburgerhof hängen. Auch dieser Gebäudekomplex wurde von Comini errichtet.

Blick Richtung Stubnerkogel
Im Vordergrund das sanierte Hotel Elisabethpark – im Hintergrund das sanierte Hotel Salzburgerhof

Weiter entlang Richtung Kaiser Wilhelm-Promenade kommt man am Hotel Elisabethpark, Hotel Sponfeldner zum Hotel Kaiserhof. Ein Nachbar von mir, das Hotel Regina, ebenfalls ein Comini-Bau. Insgesamt wurden über 100 Häuser in Bad Gastein/Böckstein von der Baufirma Comini neu gebaut, renoviert oder adaptiert. Die Handschrift dieses Baumeisters unverkenn- und sichtbar.

Haus Sponfelder

Mit Ausbruch des ersten Weltkrieges 1914 kommt es zum Stillstand. Mit Eintritt Österreichs in den ersten Weltkrieg beschäftigt Angelo Comini nur mehr knapp 100 Arbeiter. 1916 verstirbt Angelo Comini. Die Baufirma wird bis 1926 von den Erben noch weiter geführt, danach die Tätigkeit eingestellt. Angelo Comini hat während seiner Schaffenszeit in Bad Gastein das Ortsbild wesentlich verändert, die Bauten stehen heute teilweise unter Denkmalschutz wie z.B. das Hotel Straubinger, Haus Austria, Alte Post, Hotel Weismayr, genau jene Gebäude die vom Zerfall bedroht sind und der offensichtliche Zerfall von den Eigentümern ignoriert wird.

Ein Zeichen setzt die Gemeinde Bad Gastein, in dem sie die Comini-Villa, in welcher Angelo Comini mit seiner Familie lebte, nunmehr aufwendig sanieren lässt. Danach soll es das historische Gemeindearchiv beherbergen.

Comini-Villa Bad Gastein
Bildquelle – Anton Ernst Lafenthaler 2008

Der Gasteiner Badearzt Dr. Carl Gager schrieb in seinem Buch „Bad Gastein“ 1897: „……die letzten Reste des eigentümlichen und urwüchsigen Zaubers von Gastein, welcher durch die modernen großen Bauten verdrängt wurde. Für Maler und Naturfreunde ein schmerzlicher Abbruch!“

1922 schrieb Adolf Mühlberger in seinen Lebenserinnerungen: „Die vielen, zum Teile geschmacklosen Bauten haben dem Bilde des Ortes nicht zum Vorteile gereicht. Schon der alte Kaiser äußerte sich bei seinem letzten Dortsein: „Schade, diese schöne Gegend mit solchen Bauten zu verunstalten“.

Wie auch immer die Meinungen damals innerhalb der Bevölkerung waren – heute ein kulturelles Erbe und einfach nicht wegzudenken!

Quellenangabe:

Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde – 137. Vereinsjahr 1997

Bildquelle Anton Ernst Lafenthaler 2008

2 Gedanken zu “BAD GASTEIN EINST UND JETZT – Teil 3

  1. Sehr interessant! Wir werden im Herbst für ein paar Tage zu einem Wohlfühlhotel nach Salzburg fahren um mal richtig zu entspannen. Aber wir wollen garantiert auch in Gastein vorbeischauen und dort ein paar Stunden verbringen. Das wollten wir schon immer machen! Liebe Grüße

    1. Danke für Ihr positives Feedback – Gastein ist immer eine Reise wert! Ich wünsche angenehme und wundervolle Tage in Salzburg und Gastein; ich bin mir sicher der Zauber von Salzburg und Gastein wird sich faszinieren 🙂 Liebe Grüße und gute Reise!

Hinterlasse einen Kommentar